Die geistigen Erben des Dschungeldoktors in Tölz

Tagung des Albert-Schweitzer-Verbands im Gasthof Kolberbräu

„Bad Tölzer Lokalpresse“, Bad Tölz – Wolfratshausen

Waisen und Kindern aus sozial problematischen Familien mit Kinderdörfern und Tagesstätten zu helfen, das ist das Ziel das Albert-Schweitzer-Verbands, der in Deutschland seit über 40 Jahren aktiv ist. Vom vergangenen Donnerstag bis Sonntag trafen sich 14 Vertreter des gemeinnützigen Familienwerks zu einer Geschäftsführerkonferenz in Bad Tölz.

Dass man gerade in Tölzer Kolberbräu tagte, hat neben dem von den Teilnehmern gelobten Tagungsbedingungen vor allem einen Grund: „Wir wollen den Bayern mit Rat und Tat zur Seite stehen“, so der niedersächsische Vorstandsvorsitzende Heiner Theiß. Denn die erst 1996 gegründete bayerische Landesgruppe ist das jüngste Verbandsmitglied – und da heißt es Aufbauarbeit leisten. Von den langjährigen Erfahrungen seiner Kollegen kann vor allem Heiner Koch profitieren, der erst seit drei Monaten Geschäftsführer der bayerischen Landesgruppe ist.
Koch hat vor seinem Wechsel zum Albert-Schweitzer-Familienwerk das Beuerberger Inselhaus geleitet. Zum gegenwärtigen Stand hat die bayerische Sektion rund 30 Mitglieder, die meisten davon aus dem hiesigen Landkreis, und betreut vor allem folgende Projekte: Das Albert-Schweitzer-Spessarthaus in Dammbach/Unterfranken, zwei Kinderdorffamilien in Erlangen und Lauf sowie eine therapeutische Jugendwohngruppe in Nürnberg.
Das Spessarthaus bietet sieben Kindern ein neues Heim, die nach der Trennung ihrer Eltern in einer Kinderdorffamilie leben. In der therapeutischen Jugendwohngruppe in Nürnberg leben acht Sozialwaisen, die im Rahmen eines Wohnprojektes heilpädagogische Betreuung erhalten, um trotz schwerer Vergangenheit wieder in der Gesellschaft Fuß fassen können.
Bisher steht man vor allem in Bayern im Schatten der SOS-Kinderdörfer, die ein ähnliches Konzept verfolgen. Beide Verbände waren übrigens ursprünglich in einem Verband zusammengeschlossen, bevor man seit den fünfziger Jahren mit ähnlichem Ziel getrennte Wege ging. Anfangs hatte der Namespatron Albert Schweitzer zu Lebzeiten noch persönlich die Patenschaft der deutschen Kinderdörfer übernommen. „Doch nach all den Jahren gibt es noch immer so viel Not, dass es sich lohnt, das Vermächtnis Albert Schweitzers fortzusetzen“, erklärt Heiner Theiß.
Neben dem Erfahrungsaustausch stand die Vorbereitung einer neuen Infobroschüre aus der Tagesordnung. Daneben blieb auch noch genügend Zeit, um das Treffen am Sonntag mit einer gemeinsamen Floßfahrt auf der Isar abzuschließen.